Editorial 3-2024

Hans Peter Wollseifer, Vorstandsvorsitzender IKK e.V., und Hans-Jürgen Müller, Vorstandsvorsitzender IKK e.V.

Liebe Leserinnen und Leser,

die Förderung zielgerichteter Präventionsmaßnahmen ist ein besonderes Anliegen der Innungskrankenkassen. Das angekündigte Gesunde-Herz-Gesetz wurde daher mit Spannung erwartet.

Doch bereits der im Vorfeld publik gewordene Ansatz, zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse die Verordnung von Cholesterinsenkern (sog. Statine) auch auf Kinder und Jugendliche auszuweiten, ließ – jenseits gesundheitlicher Risiken – Böses ahnen. Denn gerüchteweise sollten hier zur Gegenfinanzierung die Präventionsangebote der Krankenkassen beschränkt werden. Das hätte zurecht zu einem Sturm der Entrüstung u. a. bei den Sportverbänden geführt. Diese Klippe hat der Minister nun umschifft und den Kelch insofern an die Kassen weitergereicht, als dass die Kosten der Statine-Verordnung nun auf deren Präventionsbudgets angerecht werden sollen.

Was noch gravierender ist: Die Ausweitung der Verordnungsfähigkeit von Statinen soll am G-BA vorbei per Gesetz umgesetzt werden. Dies wäre eine Entmachtung des G-BA in Richtung Staatsmedizin. Auch medizinisch ist die geplante Regelung problematisch, da die Einnahme von Statinen mit gravierenden Nebenwirkungen nicht nur für jüngere Patientinnen und Patienten verbunden sein können. Die Regelung stellt eine „radikale Abkehr von fast allen Grundsätzen der Methodenbewertung“ dar und führt zu einer „flächendeckenden und anlasslosen En-masse-Therapie“ mit Medikamentenvergabe per Gießkannenprinzip, so die Kritik von medizinischen Experten.

Die Innungskrankenkassen fordern die Politik deshalb auf, sich die Kritik an dem Gesunde-Herz-Gesetz wortwörtlich zu Herzen zu nehmen und die Bedingungen für die Präventionsanstrengungen der Kassen nicht zu konterkarieren. Darüber hinaus sollten die bestehenden, qualitativ hochwertigen Präventionsangebote der Krankenkassen im Sinne des Public-Health-Ansatzes mitgedacht und in die Gesetzgebung einbezogen werden! Es schmerzt, wenn das Engagement der Kassen in der BILD-Zeitung als „Sushi-Rollen für Anfänger“ abgetan wird und die Politik hierzu schweigt.

Mit besten Grüßen

 

Hans Peter Wollseifer      Hans-Jürgen Müller