Meine Sicht 4-2024

Jürgen Hohnl, Geschäftsführer IKK e.V.

Portraitfoto Jürgen Hohnl

Nein, Karl Lauterbach kann nicht aus seiner Haut. War er in Corona-Zeiten zum „Chef-Wissenschaftler“ avanciert, zeigt er sich aktuell in der Rolle des Chefarztes. So prallt jedwede – auch ärztliche – Kritik an seinem Kittel ab. Statt das Stethoskop an den Puls des Gesundheitswesens zu halten, stellt er eilig rosa Rezepte bzw. ungedeckte Checks aus: Mit reichlich Medikation und die Kassen dürfen es zahlen. Dass dies nicht immer sinnvoll ist, hat sich jüngst am Gesundes-Herz-Gesetz (GHG) gezeigt. Bereits gegen den Referentenentwurf liefen etliche Akteure aus dem Gesundheitswesen Sturm. Doch scheinbar hat das den Minister wenig beeindruckt und nicht zu dem erhofften grundsätzlichen Umdenken geführt. Dabei sind sich dieses Mal die Kritiker einig, und zwar nicht nur aus dem Kassenlager! Mit dem GHG wird das Ziel, die Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekämpfen, nicht erreicht, die ohnehin unter finanziellem Druck stehende GKV und damit die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler aber weiter belastet. Auch wenn es gut und richtig ist, dass dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wieder die Entscheidungshoheit über den Einsatz von Medikamenten (Statinen) gegeben wird. Der Fokus im GHG bleibt aber auf einer Medikamentierung sowie auf flächendeckende Screenings. Das ist ein fataler Irrweg! Damit verpasst das Bundesgesundheitsministerium, die Primärprävention im Rahmen von ‚Health in all Policies‘ auf neue und zielführende Beine zu stellen und holt noch mehr gesunde Menschen in die jetzt schon überfüllten Praxen. Hoffen wir, dass die Parlamentarier die „bittere Pille“ nicht einfach schlucken, sondern das Ruder herumreißen. Für eine wirklich zielführende Prävention!