Saarbrücken, 4. September 2018 - Obwohl die Zahl der Deutschen, die einen Organspendeausweis besitzen, stetig steigt, erreichte die Zahl der Organspenden 2017 einen Tiefststand. Ein Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums soll die Menge der Transplantationen nun steigern. Der Weg: strukturelle Veränderungen im Klinikalltag. Nach Meinung der IKK Südwest kommt auch den Krankenkassen eine zentrale Rolle zu.
Bessere Honorare für Organentnahmen, anteilig freigestellte Ärzte, die Transplantationsbeauftrage sind, neue Abläufe und Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Angehörigen von Spendern und Empfängern sind Inhalte des Gesetzes, das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am vergangenen Freitag vorgelegt hat.
"Die Krankenhäuser stärker in die Abläufe der Organtransplantation einzubinden ist aus unserer Sicht der Schlüssel zum Erfolg", erklärt Dr. Lutz Hager, Geschäftsführer der IKK Südwest. „Die einheitliche Ausgestaltung der Funktion des Transplantationsbeauftragten spielt eine wesentliche Rolle bei der Optimierung der Abläufe und wird helfen, das Paradoxon aus steigender Spendenbereitschaft und gleichzeitig sinkenden Transplantationszahlen aufzulösen." Dass diese Strategie erfolgversprechend ist, zeigt das Beispiel Bayerns: Dort konnte nach Einführung einer solchen Maßnahme eine Steigerung der Organspenden um 18% verzeichnet werden.
Darüber hinaus zeigt die gerade neu entflammte Debatte um die Widerspruchslösung, wie wichtig eine gesellschaftliche Diskussion zum Thema Organspende ist. „Hier kommt den Krankenkassen eine besondere Rolle zu: Sie müssen aufklären und informieren", erläutert Prof. Dr. Jörg Loth, Vorstand der IKK Südwest. Über die allgemeine Informationspflicht der Krankenkassen hinaus organisiert die IKK in der Region bereits seit mehreren Jahren Aktionstage, bei denen sie zusammen mit Transplantationsexperten und Betroffenen in Vorträgen und Diskussionsrunden Informationen zur Verfügung stellt. „Denn nur, wer sich mit diesem lebenswichtigen Thema befasst, kann eine fundierte Entscheidung treffen", so Prof. Loth.
2012 hatten 22% der Deutschen einen Organspendeausweis, 2017 waren es bereits 35%. Umfragen zeigen außerdem, dass die überwiegende Mehrheit der Deutschen der Organspende grundsätzlich positiv gegenübersteht. Dies ist ein Beleg dafür, dass die Krankenkassen mit der Versendung der Organspendeausweise und ihrem nachhaltigen Engagement erfolgreich sind. „Zusammen mit dem neuen Gesetzentwurf werden wir so zukünftig die Versorgung der mehr als 10.000 schwer kranken Menschen, die auf ein Spenderorgan hoffen, verbessern können", konstatiert Prof. Dr. Jörg Loth.