Dresden, 27. Juni 2019 - „Es ist enttäuschend, dass die Koalition das Problem Diabetes in seiner Tragweite offenbar immer noch nicht erfasst hat“, kommentiert Kai Swoboda, stv. Vorstandsvorsitzender der IKK classic, die aktuelle Verschiebung der geplanten Parlamentsberatung zur nationalen Diabetes-Strategie. Durch die erneute Verzögerung werde die Regierung der dramatischen gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Bedeutung des Themas nicht gerecht.
Angesichts einer exponentiellen weltweiten und nationalen Steigerung der Fallzahlen im Bereich Diabetes sei die kurzfristige Etablierung einer solchen Strategie zwingend geboten.
„Wir brauchen eher heute als morgen ein nationales Diabetesregister und ein gut koordiniertes, modernes und flächendeckendes Angebot für die wachsende Zahl Diabetes-kranker Menschen; Deutschland muss hier dringend bisher versäumte Aufgaben nachholen“, fordert Swoboda. Die Bundesrepublik gehört zur kleinen Gruppe von acht „Nachzüglern“ unter den 28 EU-Staaten, die bisher noch keinen „Nationalen Diabetesplan“ entwickelt haben.
Allein bei der IKK classic betragen die Aufwendungen für die Behandlung des Diabetes und seiner Folgeerkrankungen jährlich rund zwei Milliarden Euro und umfassen damit inzwischen gut 20 Prozent der gesamten Leistungsausgaben. „Als Kasse haben wir hier längst die Initiative ergriffen, und arbeiten daran, ein breit gefächertes, ganzheitliches Versorgungsangebot für unsere rund 320.000 Diabetes-kranken Versicherten aufzubauen und weiterzuentwickeln“, so Swoboda.
Dies umfasst Faktoren wie Früherkennung, Lebensstilanpassung oder die Verbesserung von Compliance und Selbstmanagement in den unterschiedlichen Betroffenengruppen und Krankheitsphasen. „Diabetes ist nicht gleich Diabetes“, erklärt der IKK-Chef. Deshalb enthält das Versorgungskonzept unterschiedliche, situativ angepasste Angebote unter anderem für frisch diagnostizierte Patienten, für Diabetiker mit Herzinsuffizienz, für schulpflichtige Kinder mit Diabetes sowie deren Eltern und Lehrer, für diabeteskranke Handwerker sowie für die Angehörigen von Betroffenen.
Maßnahmen sind Coachings, die Kombination ärztlicher und digitaler Unterstützung oder Apps. Basis wird eine Informationsplattform im Netz sein, die alle Versorgungs-Angebote bündelt und niedrigschwellig Wissenshintergrund zum Thema bereitstellt. „Unser Ziel ist, neben umfassender Vorbeugung und Aufklärung insbesondere die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern“, sagt Swoboda. Eine einzelne Kasse könne dabei nur auf den eigenen Versichertenkreis einwirken. Diabetes sei aber inzwischen eine vielschichtige gesamtgesellschaftliche Herausforderung. „Ohne eine Gesamtstrategie, die alle gesellschaftlichen Akteure von der Medizin über die Medien, von der Forschung bis zur Industrie einbezieht, werden wir nicht erfolgreich sein. Deshalb ist jetzt die Politik in der Verantwortung, endlich schneller zu agieren. Mit den Verzögerungen muss Schluss sein.“