„Überschätzte Vorsorge?“ – so der Titel der Auftaktveranstaltung der „Plattform für Gesundheit“ des IKK e.V., die am 1. Dezember 2009 gestartet ist. Kernthemen der Gesundheitspolitik werden in dieser Veranstaltungsreihe von namhaften Referenten und Gesprächspartner kontrovers diskutiert.
Mehr als 90 Teilnehmer begrüßte Andreas Fabri, Vorstandsvorsitzender des IKK e.V., in der Kaiserin-Friedrich-Stiftung. Die Veranstaltungsreihe „Plattform für Gesundheit“, so betonte Andreas Fabri, soll zu einer besseren gesundheitlichen Versorgung unter den Rahmenbedingungen der Solidargemeinschaft der Krankenkassen beitragen. „Nicht die Innungskrankenkassen stehen dabei im Vordergrund, sondern das Thema und seine handlungsrelevanten Konsequenzen“, sagte der Vorstandsvorsitzende.
In der ersten „Plattform für Gesundheit“ ging es um das Vorsorge. Gerade in den vergangenen Wochen und Monaten wurde viel über Sinn und Nutzen diskutiert. Annette Widmann-Mauz, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, hat sich für einen Ausbau der Prävention ausgesprochen. „Unser Ziel ist es, Prävention mit neuer Strategie anzugehen“, sagte sie gestern bei der Veranstaltung des IKK e.V. „Wir müssen mehr investieren, aber nicht mit mehr Bürokratie“, untermauerte die CDU-Politikerin. Im Hinblick auf die Einführung weiterer Krebsfrüherkennungsprogramme betonte Widmann-Mauz: „Wir brauchen Evaluationsergebnisse für die Ausgestaltung.“
Dr. Rainer Hess, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, sagte, dass alle Krebsfrüherkennungsprogramme besser qualitätsgesichert untersucht werden müssten: „Die Frage ist, was wir damit erreichen wollen und wo wir besser werden können.“ Er forderte die Ärzte auf, jene, die eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen wollen, intensiver zu beraten – „auch über die Risiken“. Dieser Aspekt würde bisher eher vernachlässigt.
Ziel von Dr. Christa Maar, Vorstand der Felix-Burda-Stiftung, ist es, so viele Menschen wie möglich auf die Darmkrebsvorsorge aufmerksam zu machen. „Am besten wäre es, wenn unsere Arbeit irgendwann überflüssig würde.“ Sie kritisierte, dass in der Darmkrebsvorsorge lediglich in Bayern eine wissenschaftliche Überprüfung der Maßnahme stattfinde. „Wir brauchen mehr Evaluation, die dann auch über die Krebsregister der Länder abgeglichen wird“, so ihr Vorschlag.
Auch Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser, die an der Fakultät Gesundheitswissenschaften der Uni-versität Hamburg lehrt, zielte mit ihren kritischen Aussagen zum Nutzen und Schaden von Früherkennung auf die Verbesserung der Daten- und Informationslage ab.
Die zunehmende Verunsicherung der Versicherten betrachtete Dr. Brigitte Wutschel-Monka, Vorstandsvorsitzende der IKK Nordrhein, mit großer Sorge. Grund sei, dass zahlreiche Ärzte neben der eigentlichen Früherkennungsuntersuchung auch zahlreiche Leistungen anböten, die die Versicherten selbst bezahlen müssen und die auch nicht qualitätsgesichert seien. „Das muss aufhören“, forderte sie.
Unterstützt wurde die Krankenkassen-Vorstandsvorsitzende von Dr. Leonhard Hansen, Vor-sitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein: „Wir müssen mehr aufklären und sensibilisieren.“
Für Dr. Klaus Koch, Medizinredakteur beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, stand fest: „Unser Ziel muss es sein, die Menschen zu befähigen, die für sie richtige Entscheidung zu treffen. Deshalb muss man offen und ehrlich über die Krebsfrüherkennung reden – auch über die Risiken“. Jeder könne dann auf dieser Basis seine eigene Entscheidung treffen.
Bildergalerie der 1. Plattform Gesundheit
Der IKK. e.V. bedankt sich bei allen, die die erste Fachveranstaltung der "Plattform Gesundheit" zu einem hochkarätigen Nachmittag gemacht haben. Einen kleinen Eindruck erhalten Sie hier in unserer Flickr®-Bildergalerie.
Dokumentation
Hier können Sie die Vorträge von Dr. Rainer Hess, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser, Fakultät Gesundheitswissenschaften der Universität Hamburg, sowie Dr. Christa Maar, Vorstand der Felix-Burda-Stiftung, als PDF herunterladen: